Seit März 2011 mussten rund 4,8 Millionen Menschen wegen des anhaltenden Krieges aus Syrien flüchten, während 6,5 Millionen Menschen innerhalb Syriens auf der Flucht sind. Drei Viertel der Flüchtenden sind Frauen und Kinder. 1,2 Millionen Menschen haben dabei auf der Flucht Europa auf dem Seeweg erreicht. Die Mehrzahl der Menschen kam auf dem zentralen Mittelmeerweg (Libyen-Italien) und über die Ägäis (Türkei-Griechenland) in Europa an. Die Schließung der Grenzen führt in Griechenland zu einer humanitären Notsituation mit derzeit mehr als 55.000 auf der Flucht gestrandeten Menschen.
Rund 55.000 Menschen auf der Flucht befinden sich immer noch in Griechenland, davon ca. 10.000 in privaten Unterkünften, der Rest in rund 40 „permanenten“ Lagern. Derzeit gibt es rund 100 Ankünfte pro Tag. Auf den Inseln sind es rund 15.000 Menschen bei einer Lagerkapazität von rund 7000.
Aus Österreich sind vier Rotkreuz-Delegierte für die Menschen auf der Flucht im Griechenlandeinsatz. Das Hilfsprogramm wird aus Mitteln des EU-Büros für humanitäre Hilfe (ECHO) finanziert. Das Österreichische Rote Kreuz führt WASH (Water, Sanitation and Hygiene) Aktivitäten in 2 Camps im Norden Griechenlands durch (Nea Kavala and Softex – Kordelio) und betreuen ca. 1.500 Menschen.
Im Detail führen unsere Delegierten gemeinsam mit Freiwilligen des Hellenischen Roten Kreuzes und Freiwilligen aus der Camp Bevölkerung unter anderen folgende Aktivitäten durch: Seuchenprävention, Zugang zu sicherem Trinkwasser, Reparaturen an Latrinen und Duschen, Hygiene Promotion, Spezial Kampagnen (Läuse, …), Verteilung von Hygiene Artikel bzw. besonderes Augenmerk auf Frauen und Familien (Binden, Windeln,…)
Für Flüchtlinge in den Lagern gibt es besonders viele Herausforderungen:
Ganz aktuell macht ihnen der WINTEREINBRUCH zu schaffen (mit Temperaturen bis -10° C, 10cm Neuschnee). Das stellt in weiterer Folge vor die elektrische Versorgung vor große Probleme: Elektrizität wird zum Heizen und zum Kochen benötigt, aber die Regierung stellt nicht genug oder auch gar keine Elektrizität bzw. Heizmittel zur Verfügung. Es kommt zu illegalen Anschlüssen bzw. Verbrennen von allem Möglichen, was wieder die Gesundheit enorm gefährdet (Kälte, Hausbrand, Behandlung von chronischen Krankheiten nicht sichergestellt).
Nach Monaten in Griechenland (mit vielen eigenen Ausgaben) hat ein Großteil der Menschen auf der Flucht kein Geld mehr. Darüber hinaus gibt es viele Unbegleitete Minderjährige, für deren Sicherheit in den Lagern nicht immer ausreichend gesorgt ist. Durch die Unterbringung in relativ großen Lagern (manche beherbergen zwischen 1500 und 2000 Menschen) in relativ kleinen Gemeinden ist oft der Geduld und das Verständnis der „Aufnahmegemeinden“ über Gebühr beansprucht und es kommt zu Unmutsäußerungen oder manchmal gar zu Angriffen auf die Lager.
Ein weiteres Problem für die Menschen auf der Flucht in Griechenland ist, dass es kaum Programme für Integration und vor allem für die Kinder keine Schule gibt (oder wenn, dann nur private Initiativen).
Viele Menschen sind mittlerweile in privaten Häusern untergebracht, auch da müssen sie sich vielen Herausforderungen stellen. Teilweise herrschen schlechtere Zustände als in den Camps (keine Heizung -> KÄLTE), fehlende Infrastruktur bzw. viel zu viele Menschen teilen sich zb. ein Bad, darüber hinaus gibt es kaum Aufzeichnungen wo Menschen untergebracht sind und sind daher kaum erreichbar für Hilfsaktionen).
Doch nicht nur für die Menschen auf der Flucht bedeutet die Situation eine große Problematik, auch Griechenland als eines der Ankunftsländer in der EU ist gefordert.
So ist die Anzahl der ttäglichen Ankünfte wieder steigend, der Turkey – EU Deal droht zu platzen, was ein Contingency Planning riesigen Ausmaßes von Nöten machen würde. Dazu eine katastrophale wirtschaftliche Lage, was es der Regierung zusätzlich erschwert, (Geld-) Zuwendungen an Flüchtlinge zu kommunizieren. Die griechischen Ressourcen (Staatliche Stellen, Freiwillige, Organisationen der Zivilgesellschaft sind) durch mehrere Monate andauernden Katastrophenzustand völlig überlastet. Darüber hinaus existiert eine große Anzahl an Flüchtlingen, die schon lange illegal im Land sind, da Griechenland historisch schon immer ein Eintrittsland für Europa war.
OeRK