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#HuCo2019
Vienna
29/03/2019
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Gebt uns den Raum, um helfen zu können

Heute gibt es mehr als doppelt so viele Notsituationen wie noch vor zehn Jahren. Die Zahlen könnten entmutigen: Insgesamt 274 Millionen Menschen sind weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen, und mehr als die Hälfte von ihnen sind Kinder. Der Bedarf nimmt zu, die Lücke bei den verfügbaren Mitteln wird größer, und der Ruf nach Hilfe war noch nie so laut. Dennoch gibt es Hoffnung, da es Organisationen, wie World Vision, gibt, die sich dazu verpflichten, die Schwächsten in Zeiten von Katastrophen, Konflikten und Krisen zu unterstützen.

Allerdings wäre keine Organisation in der Lage, den Menschen vor Ort zu helfen, wenn sie sich nicht auf eine Vielzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen könnte, die sich unermüdlich – oft unter schwierigsten Bedingungen – für die Menschen in Notsituationen einsetzen. Dennoch sehen sie sich selbst nicht als Helden, sondern empfinden ihre Arbeit als eine Selbstverständlichkeit, als eine Notwendigkeit, anderen in ihren schwersten Stunden zu helfen.

Als World Vision haben wir deshalb gelernt, nicht nur darauf zu schauen, wie wir den Überlebenden von Katastrophen und Kriegen helfen können, sondern auch, wie wir unsere Kolleginnen und Kollegen besser unterstützen können. Darüber hinaus sind wir als World Vision sowohl moralisch als auch rechtlich dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst sicher für uns arbeiten können, und Risiken möglichst zu antizipieren und zu minimieren.

Viele der Mitarbeitenden und Unterstützer von World Vision sind Einheimische. Es besteht die Gefahr, dass man in einer Krisensituation übersieht, dass auch ihre Häuser beschädigt oder gar zerstört werden können, dass auch ihre Familien vertrieben und verzweifelt sein können. Inmitten des Chaos ist es für eine wirksame und nachhaltige Hilfe entscheidend, sich um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kümmern. Nur dann können sie anderen helfen.

WV Staff Providing Health Care Services ©World Vision

Mitarbeitende von Hilfsorganisationen müssen sich oft auch auf die Lippen beißen, auch wenn ihr Herz nach Gerechtigkeit schreit. Inmitten von Bombenangriffen, Angriffen auf Kinder und der Tötung von Zivilisten müssen sie neutral bleiben, auch wenn sie verzweifelt ihre Stimme erheben wollen. Stattdessen fordern sie alle Seiten auf, die Zivilbevölkerung zu schützen und setzen sich hinter den Kulissen dafür ein, dass mehr getan wird, um dies zu gewährleisten.

Dieser Beitrag soll daher ein Dankeschön vom sicheren Schreibtisch in Wien aus an alle Kolleginnen und Kollegen vor Ort sein, die trotz aller Risiken und Herausforderungen nicht aufhören, sich für das Wohl der von Krisen und Katastrophen Betroffenen einzusetzen.

Er ist aber auch ein Aufruf, ihnen ein Umfeld zu schaffen, ihnen den nötigen humanitären Raum zu geben, in dem sie möglichst sicher und effizient arbeiten können – zu ihrem eigenen Schutz, und zum Wohle der Überlebenden. Ein Aufruf an Politiker und Entscheidungsträger, humanitären Organisationen den Zugang zu Krisengebieten zu garantieren und sie in die Lage zu versetzen, ihre Neutralität, Unabhängigkeit und Unparteilichkeit zu wahren.

Der Autor, Daniel Streit, ist Leiter des Bereich Operations bei World Vision Österreich, und hat langjährige Erfahrung in den diversen Bereichen der internationalen Programme. Hierbei hatte er auch öfters die Möglichkeit, die Arbeit von World Vision für mehrere Monate vor Ort zu begleiten. Dabei kam und kommt er auch immer wieder in Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort, und ist von ihrem Engagement und ihrer Hingabe immer wieder beeindruckt.

Daniel Streit ©World Vision